Gmunden Feuerwehr – Umbau und Erweiterung – Wettbewerb – 3. Platz (Nachrücker)

ORTSPLANERISCHE LÖSUNG

Die Hauptfeuerwache Gmunden befindet sich am Ostufer des Traunsees im Ortsteil Traundorf, eingebettet zwischen Stadtzentrum, Seeufer und den Hängen des Grünbergs. Es handelt sich um gesuchte und bevorzugte Wohnlage und daraus folgend eine vorwiegend lockere, kleinteilige Bebauung, die Richtung Seeufer und Stadt zunehmend kompakter wird. Einige Gewerbe- und Tourismusobjekte oder Wohnhausanlagen lockern die Bebauung auf, auch einzelne größere Bauvolumina wie Volksschule Traundorf und Kapuzinerkloster sind in unmittelbarer Nähe vorhanden.

Der Baubestand liegt in prominenter Lage an der Traunsteinstraße, welche zum Fuß des Traunsteins führt und dort endet. Gegenüber der Feuerwehr gibt es eine größere zusammenhängende Freifläche, die in absehbarer Zeit in das neue „Seeviertel Gmunden“ umgestaltet werden soll, wodurch eine gewisse Nachverdichtung des Quartiers gegeben sein wird.

Am Planungsareal befindet sich ein linearer Baubestand in Nord-Süd-Längsrichtung mit quergedrehtem Erschließungstrakt an zentraler Stelle. Der nördliche der beiden Gebäudeflügel ist abzutragen und entsprechend der Planungsaufgabe durch einen Neubau zu ersetzen. Dieser soll Platz für weitere Feuerwehrfahrzeuge bieten und einen verkehrstechnisch gut konfigurierten Ausfahrtsbereich der Einsatzfahrzeuge aufweisen.

Vorgeschlagen wird ein Neubauteil, welcher die städtebaulich logische Position des bisherigen Bestands aufgreift und als nunmehr zweigeschossiger Baukörper mit entsprechender Dachausbildung die Gebäudefigur ergänzt und komplettiert.

Geladener Wettbewerb der Stadtgemeinde Gmunden

Wettbewerbsbetreuung: WSG Gemeinnützige Wohn- und Siedlergemeinschaft

Hauptfeuerwache – Erweiterung Fahrzeughallen auf gesamt 10 Stellplätze

KHD Katastrophenhilfsdienstlager, Erweiterung der Nebenräume und Einsatzzentrale

Preisträger 3. Rang (Nachrücker)

alle Abbildungen © bhe-architektur

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FUNKTIONELLE LÖSUNG

Klare Lesbarkeit und Zuordnung der Funktionen an der Vorder- und Rückseite zeichnen den Neubau aus und sorgen für Trennung des Zufahrtsbereichs privater Fahrzeuge oder Zulieferer und dem Ausfahrtsbereich vor den Fahrzeughallen. Der durch den Mitteltrakt eindeutig definierte Haupteingang bleibt erhalten. Ein zusätzlicher Eingang ostseitig vom PKW-Parkplatz  sorgt für Geschlechtertrennung und somit kurze Wege zu den Garderoben. Das vorhandene Stiegenhaus wird am unteren und oberen Ende jeweils um einen Stiegenlauf erweitert, sodass alle bestehenden und neuen Ebenen ideal angebunden werden.

Eine neue Damen-Umkleide mit Sanitärräumen wird im Untergeschoß situiert. Hier befindet sich künftig das Katastrophenhilfsdienst-Lager, welches über einen Lastenaufzug erschlossen wird. Im Erdgeschoß des neuen Bauwerks befinden sich die Fahrzeughalle für 4 weitere Fahrzeuge sowie die Werkstätte samt Atemschutzlager und Kompressor-Raum. Ein Flaschentresor an der Zugangsseite sorgt für den unkomplizierten und jederzeitigen Austausch von Druckluftflaschen.

Im Obergeschoß entstehen eine Bekleidungskammer sowie ein neuer großzügiger Jugendraum und Reserveflächen für künftige Nutzungsmöglichkeiten. Wesentlich ist die Erweiterung der Einsatzzentrale um einen Krisenstabsraum, welcher auf einer Ebene mit der bestehenden Funkzentrale liegt und auf kurzem Weg erreichbar ist.

KONSTRUKTIV-WIRTSCHAFTLICHE LÖSUNG

 Der neu geschaffene Gebäudekomplex ist als Kombination von Massiv- und Skelettbau konzipiert und ermöglicht einen hohen Vorfertigungsgrad. Die massive Bauweise verfügt über hohe speicherfähige Masse und bietet im Zusammenspiel mit einer reduzierten Lochfassade größtmögliche Sommertauglichkeit.

In Anlehnung an die vorhandene Dachdeckung des Bestands erhält der Neubau eine Metallfassade, welche nahtlos in das Steildach übergeht. Das Hauptdach ist als begrüntes Flachdach konzipiert. Neben gestalterischen und ökologischen Aspekten schützt dieses dauerhaft die Dachhaut, dient als Retentionsvolumen bei Starkregenereignissen und kühlt die Oberfläche, sodass die geplante PV-Anlage einen maximalen Wirkungsgrad erreichen kann. Vorgeschlagene Dachflächenfenster und Lichtkuppeln am Dach sollen mit Sonnenschutzverglasung ausgestattet werden.

Passend zum üblichen Lebenszyklus von Feuerwehrbauten werden Bauteile und Materialien derart gewählt, dass deren Nutzungsdauer die Lebensdauer des Bauwerks erreichen können und sich Folge- aber auch  Instandhaltungskosten damit auf ein Minimum reduzieren lassen. Gleichzeitig wird auf gute Rezyclierbarkeit der Materialien geachtet.

 ARCHITEKTONISCHE LÖSUNG

 Die Hauptfeuerwache Gmunden ist als Stützpunktfeuerwehr ein Bauwerk von besonders hoher Relevanz für die Stadtgemeinde und auch für die Umlandgemeinden im Bezirk. Um dieser Bedeutung gerecht zu werden, hat bereits das Bestandsgebäude eine ausgeprägte Gestaltung – entsprechend der Errichtungszeit – erfahren. So strahlt dieses Sicherheit und Stärke aber auch Beständigkeit und Verlässlichkeit aus. Diese Werte sollen als Leitwerte für die Gestaltung des Neubau-Teils dienen und den Bestand mitnehmen in eine zeitgemäße, moderne und zukunftsfähige Entwicklung.

Vorgeschlagen wird ein kompakter Baukörper, der in seiner Außengestalt in Linienführung und Dachkontur an den Bestand angepasst ist. Straßenseitig erhält der Bauteil ein Steildach, welches in ein Flachdach übergeht, und insgesamt nicht höher als der Quertrakt erscheint. Auf Dachvorsprünge wird gänzlich verzichtet.

Um die Zusammengehörigkeit und Kompaktheit des Gesamtobjekts zu betonen, wird das bestehende Tonnendach rückgebaut. An der Gebäuderückseite fungiert ein neues Vordach als Bindeglied zwischen „Alt“ und „Neu“ und akzentuiert die Eingänge zu den Garderoben. Gleichzeitig dient es als Wegweiser zum Lastenaufzug des KHD-Lagers.

Der Neubau erhält wenige Öffnungen, welche je nach Wichtigkeit der Funktion gestalterisch hervorgehoben und im Farbspektrum des Bestands mit kräftigen, frischen Farben versehen werden. Die neue Fahrzeughalle und der Krisenstabsraum sind von außen „ablesbar“. Unter dem Stabsraum ist der Nebeneingang zur Werkstätte situiert, ohne mit dem Haupteingang zu konkurrieren. Durch das von außen klar erkennbare Raumangebot im Neubau werden auch ortsfremde Zulieferer auf die tiefergelegene südliche Grundstückszufahrt geleitet und finden so den Weg zum „Angriffspunkt“ des KHD-Lagers.

In der Materialwahl nimmt der Entwurf in Teilen Anleihe am Bestandsobjekt. Die Stehfalzdeckung der vorhandenen Steildächer ist ein Ausdruck für Geradlinigkeit, Zusammenhalt, Sicherheit und Schutz. – Alles Werte, die bestens auf das Feuerwehrwesen insgesamt zutreffen. Dieses dauerhafte Material soll nun auch den Neubau in tragender Rolle bekleiden und beständig Sicherheit und Schutz ausstrahlen.